zum Inhalt springen

Die Mechanik des Weltalls

Nicht weniger als 38 astronomische Uhren hat Werner Anderegg zu Lebzeiten gebaut, dazu Taschenuhren sowie diverse andere Kuriositäten. Die Begeisterung für die Mechanik des Weltalls liess den Uhrmachermeister an die Errungenschaften seines Vaters und Uhrmachermeisters Otto Anderegg und auch des Lichtensteigers Universalgelehrten Jost Bürgi anknüpfen.

Irdisches und Ausser-Irdisches

Geboren 1920, hat der Nesslauer 1937 seine vierjährige Lehre zum Uhrmacher-Rhabilleur begonnen, welche er mit dem Bau seiner ersten astronomischen Uhr und der Note Eins abschliessen konnte. Die Uhr zeigte mit ihren fünf Zeigern den Lauf der Gestirne und war für eine Lehrabschlussstück ein herausragendes Werk. Die Faszination für die mechanische Darstellung der Sternbahnen und ihre Übersetzung in Uhrwerke war zeitlebens das Schaffenscredo von Anderegg, und so konnte er 1947 die Meisterprüfung bestehen, worauf er bald zum Meister- und Lehrlingsexperten ernannt wurde und in seiner Berufslaufbahn 11 Lehrlinge in seiner Werkstatt ausbilden konnte.

1963 wurde in Nesslau seine astronomische Uhrenanlage in Betrieb genommen, das wohl zentrale Werk von Werner Anderegg. Die Anlage blieb bis 2008 in Nesslau an der Front seines Uhrengeschäfts in Betrieb, 2008 wurde sie ins Internationale Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds überführt, wo sie einen wichtigen Platz in der Dauerausstellung innehält.

Neben den astronomischen Uhren, bei denen Anderegg sich zuerst an der Ordnung des Weltalls abarbeitete, um sich nach und nach mehr zu den Sternkarten unseres Universums hin zu bewegen, entwickelte und baute er auch Uhren, die das alltägliche Leben im Toggenburg zeigen. Einen Alpaufzug zur vollen Stunde, eine Toggenburger Sennenuhr, eine Jägeruhr mit Anzeige der Mondphasen und Hirsch, Reh, Gämse und Wildschwein oder eine Jahres-Pilzuhr mit 12 verschiedenen Pilzen, die den im jeweiligen Monat vorkommenden Pilz an der Vorderseite der Uhr zeigt, und nicht zuletzt die ‹Toggenburger Ländlerkapelle› - seit Neustem ausgestellt im Brauchtumszimmer in der Klangschmiede der Klangwelt Toggenburg.

Stützli-Stobete

Im Jahre 2000 hat Anderegg die ‹Toggenburger Ländlerkapelle› zu seinem 80. Geburtstag gebaut. Ursprünglich hatte er die Idee, dass zwei Sennen in Toggenburger Tracht ihre Schellen schötten. Dies liess sich so jedoch nicht umsetzen - hier hatte er fachkundige Unterstützung von Peter Roth, dem Gründer der Klangwelt Toggenburg. Als Alternative dazu konstruierte er einen Schaukasten, dessen Mechanik eine Figurengruppe an einer Stobete zeigt - geschnitzt von Kurt Hauser und mit Trachten von Astrid Schoch aus Schwellbrunn ausgestattet. Nach Einwurf einer 1-Frankenmünze spielt die Gruppe ein Musikstück und bewegt sich dazu. Auch bei der ‹Toggenburger Ländlerkapelle› zeigt sich Andereggs tiefe Verwurzelung im Toggenburger Alltag - das Leben im Tal war ihm Inspiration, gleich wie der Lauf der Gestirne und die ihr zugrundeliegende Mechanik. Die Klangwelt Toggenburg freut sich ausserordentlich über diese Bereicherung der Dauerausstellung in der Klangschmiede und dankt den Erben von Werner Anderegg für die grosszügige Schenkung.