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3x4 Stühle und Podest

2023, Peter Ablinger (AT)

Ein Podest mit drei Stuhlreihen steht auf der Toggenburger Alp und bietet die Möglichkeit, sich hinzusetzen. Der österreichische Komponist und Künstler Peter Ablinger hat diese Skulptur geschaffen – ein Zitat eines Publikumsraumes. Was kann das Publikum erleben, das sich in diese Anordnung setzt?

«Die Skulptur ist nicht das Material (die Stühle und Podeste), und auch nicht das, was es eventuell zu hören gibt (die Alltagsgeräusche...) - Die Skulptur ist der Hörvorgang selbst.»

Peter Ablinger , Künstler

Die Stühle und die darauf sitzenden Personen sind das ‹Stuhlstück›. Sie verschmelzen zu einer Einheit – zu einer lebendigen Skulptur. Die Musik, die dabei erwartet wird, entsteht durch den Akt des Zuhörens selbst. Die Hörbühne ist integraler Bestandteil des künstlerischen Erlebnisses.

Seit 1995 realisiert Ablinger verschiedene Stuhlstücke in unterschiedlichen Räumen im Innen- und Aussenbereich. Die Anordnung ‹3×4 Stühle und Podest› für den Klangweg ist ein Stück aus einer Serie – er nennt es ‹Weiss / Weisslich 29›. Den Beginn, die Idee zu der Serie beschreibt er so:

«Ich habe an einem Stück gearbeitet. Es sollte auf einer grünen Wiese im Freien stattfinden. Ich hatte eine erste Klangvorstellung. Stellte mir eine schachbrettartige Struktur vor, ein Gitter, durch das man wandert. Klangquellen. In einer Ecke Rauschen, aus einer anderen Ecke kommt ein Ton. Aber ich wollte keine Lautsprecher auf die Wiese stellen. Dann dachte ich an Kassettenrekorder. Aber wo stell ich die drauf? Wenn es ein Gitter 6x6 wird, dachte ich, dann muss ich mir Sockel überlegen. Das gefiel mir auch nicht. Klappstühle? Die sind unaufdringlich. Und da drauf Kassettenrekorder. Das wollte ich ausprobieren. Wie reagieren Kassettenrekorder im Freien? Wie weit trägt der Schall? An einem 31. Dezember habe ich 6 Stühle in den Wagen geladen und bin in Brandenburg auf das Land gefahren. Frostiges Wetter. Kalt. Leichter Schnee. Zugiger Wind. Auf einem zugeschneiten Acker habe ich im Laufschritt die Stühle in eine Reihe platziert und dann die Rekorder drauf – alles im Laufen, weil es so kalt war. Eine 60 Meter lange Linie. Alle Rekorder der Reihe nach eingeschaltet. Kurz gehört. Alles abgebaut. Zu kalt. Wieder ins Auto. Und plötzlich wusste ich: Der beste Moment war, bevor ich die Kassettenrekorder auf die Stühle platziert habe. Die Stuhlreihe allein reicht schon. Ich brauche gar keine Klangquelle.» Nicht der Klang, sondern das Zuhören ist das Stück. «My material is not sound. My material is audibility.»

Über den Künstler

Der Österreicher Peter Ablinger begann ein Studium der grafischen Künste und absolvierte ein Kompositionsstudium. Seit 1982 lebt er in Berlin, wo er Festivals und Konzerte initiierte und leitete. Er gründete 1988 das Ensemble Zwischentöne, war Gastdirigent des ‹Klangforum Wien›, ‹United Berlin› und des ‹Insel Musik Ensemble›. Seit 1990 arbeitet Peter Ablinger als freischaffender Musiker. Sein Werk umfasst Partituren, elektronische Stücke, Installationen und konzeptuelle Arbeiten. Immer wieder stellte er dabei Wahrnehmung der Realität durch das Ohr in Frage.

ablinger.mur.at ↗

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